Wir möchten nicht, dass sich Arbeit wie Arbeit anfühlt. Ein Plädoyer für die Arbeit.
- peterwerzer
- 28. Aug. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Aug. 2022
‚Wir möchten nicht, dass sich Arbeit wie Arbeit anfühlt‘ postuliert #LauraBornmann in ihrem Unternehmen und in ihrem Beitrag zum Buch ‚Gen Z für Entscheider:innen‘.
Ich finde dieses Statement wunderbar. Es passt gut in eine Zeitepoche, in der Work-Life Balance zu einem zentralen Handlungsinstrument vieler junger Menschen avanciert. Als Social Media affiner Boomer kann ich diesen Trend gut nachvollziehen. Wir sehen so viele verlockende Beispiele in unseren Streams. Und ja, wir wollen dazugehören. Community ist gerade für junge Menschen ein ganz wichtiger Faktor. Man will schließlich in seinem Freundeskreis ebenso cool erscheinen und somit anerkannt werden.
Stellen wir uns nun einmal die Frage, was kann an Arbeit schlecht/ nachteilig, was kann gut/vorteilhaft sein?
❌ Arbeit schränkt mich bei meinen Freizeitaktivitäten ein.
Gute, erfüllende Freizeitaktivitäten sind sehr wichtig, für unsere Selbstliebe, Ausgeglichenheit, Wohlbefinden. Aber Zuviel davon macht einen auch nicht glücklich (Nachzuhören in den Ted Talks über das Loch, in das man fällt und die erforderliche Neuorientierung bei Pensionsantritt).
Freizeit hat meist keine vorgegebene Struktur, man muss schon sehr altruistisch bzw. ein willensstarker und organisatorisch begabter Charakter sein, um Freizeit sinnstiftend und für die persönliche Weiterentwicklung nutzen zu können.
❌ Arbeit kann meine persönliche Entwicklung hemmen, mir im Wege stehen meinen eigentlichen Interessen nachzugehen und meine Vision zu leben.
Ist das der Fall sollte man das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen und wenn das keine Veränderung bringt, ist es wohl an der Zeit den Arbeitgeber zu wechseln.
❌ Die Werte/ Verhaltensweisen meines Arbeitgebers stehen in krassem Widerspruch zu meinen eigenen Werten und Absprüchen.
Im ständigen (Werte)widerspruch zu leben tut unserer Psyche und somit unserem Wohlbefinden/ Gesundheit auf Dauer nicht gut. Hier gilt das oben Gesagte.
✅ Arbeit, oder nennen wir es doch eine Tätigkeit, mit der ich Mehrwert für andere schaffe und aus diesem Grunde dafür entlohnt werde, ist schon per Definition etwas grundsätzlich Gutes.
Ich kann mich und meine Fähigkeiten einbringen und werde dafür intern und extern geschätzt. Wer will das nicht? Ich kann meine Persönlichkeit und meine Fähigkeiten selbständig weiterentwickeln und etwas tun/ schaffen, was Anderen hilft. Ich kann gemeinsam mit anderen an einer Aufgabe arbeiten, die größer ist als ich und die ich alleine nicht bewältigen kann. Das ist doch großartig und das, wonach wir als zutiefst soziale Wesen doch im Innersten streben.
Ich kenne viele junge Menschen, auch Z:ler, die das so sehen. Für die der primäre Zweck von ‚Arbeit‘ nicht das ‚Geldverdienen‘, sondern die Freude an der Tätigkeit, am Schaffen, an der Herausforderung ist. Die Arbeit nicht als ein lästiges ‚muss halt sein‘ sehen, sondern als Berufung betrachten. Die sich keinen Alarm fürs Ende der täglichen Arbeitszeit stellen und intrinsisch manchmal gerne an ihren Themen/ Problemlösungen dranblieben, auch wenn die ‚Arbeitszeit‘ ‚over and out’ ist. Die bei ihrem Schaffen im Flow sind, so wie wir es bei vielen Berufsgruppen beobachten (Wissenschaftler, Forscher, Ingenieure, Entwickler, Programmierer und bei vielen anderen entgeltlich oder unentgeltlich engagierten Menschen). Sie machen es aus Überzeugung, weil es für sie einen Sinn ergibt, weil ihr Einsatz einem höheren Zweck dient.
✅ Arbeit bietet Struktur. Struktur hilft uns unsere biologischen Fähigkeiten gut auszuspielen.
‚Laut Wissenschaft ist in der Welt der Arbeit die Gestaltung für uns wesentlich einfacher als sonst wo. Warum? Weil wir uns als soziale Wesen in einer Interessengemeinschaft befinden, weil wir auf bestehende Strukturen zurückgreifen können, weil wir Haltung annehmen müssen und in der Regel Ziele verfolgen - und sei es nur, das Einkommen für unser Leben zu erreichen. Wir können sozusagen auf einen Teil vorbereitete Gestaltung aufbauen, ohne dass wir selbst von Null weg aktiv werden müssen. Und das hilft uns ganz stark unsere biologischen Fähigkeiten gut auszuspielen´schreibt Passionizer #PeterKampf in seinem Blog https://www.passionizer.com/news/evolution-biologie.
Folglich mein Plädoyer: Beginnen wir doch verstärkt, Arbeit als etwas Positives zu gestalten, zu betrachten und auch so darzustellen. Nirgendwo sonst haben wir solche Möglichkeiten der kostenlosen persönlichen Weiterentwicklung, der sich bietenden Chancen seine Komfortzone zu verlassen und daran zu wachsen, der unzähligen Möglichkeiten aus Uns ein besseres Wir zu machen, Gemeinschaft intensiv zu (er)leben und zusätzlich noch gutes Geld zu beziehen. Dann können wir glücklich, erfüllt und zufrieden zwischen Arbeitszeit (Life) und Freizeit (Life) pendeln, wie es uns beliebt.
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